Der Preis der Wahrheit

Gedanken zum Wert der Wahrheit in einer Zeit von Fake-News und Informationsflut.

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Es liegt in unserer Natur, dass wir gerne Recht haben und dass es uns zuwieder ist, wenn wir unsere Ansichten oder unser Weltbild korrigieren müssen.

Ein kleines Beispiel gefällig?

Lesen Sie, geschätzte Leser, sich folgendes Zitat zum aktuellen Krieg in der Ukraine durch:

„Ich will, dass das Sterben aufhört. Sie sterben. Ukrainer wie Russen. Ich will, dass das Sterben aufhört“.

Und nun machen Sie sich Gedanken darüber, wer denn den Satz gesagt haben könnte?

Würde Narges Mohammadi, die Friedensnobelpreisträgerin von 2023 diesen Satz gesagt haben, so wäre das keine Überraschung und nachvollziehbar.

Würde ich behaupten, der Satz stammt von Vladimir Putin würden die Meisten vermutlich zweifeln.

Tatsächlich stamm der Satz aber aus einem Interview mit Donald Trump.

Nun möchte ich hier keine Diskussion über seine Motive oder den Kontext in welchem er das gesagt hat lostreten, aber ich möchte durchaus dazu anregen, dass Sie sich Gedanken darüber machen, welche Assoziationen dieses zusätzliche Stück Information in Ihnen auslöst.

Unterstellen Sie Hrn. Trump hier Wahlkampfrhetorik, oder würden Sie ihm zugestehen, dass ihm Menschenleben tatsächlich etwas bedeuten? – Und welche Gefühle löst das in uns aus?

Das Problem, auf welches ich hier hinweisen möchte, lässt sich bereits erahnen: Wir fassen Nachrichten, welche dem widersprechen, was wir glauben, eher schlecht auf, und lesen stattdessen lieber Informationen, welche uns in unserem Weltbild und in unseren Ansichten bestätigen.

Und woher beziehen wir unsere Nachrichten und unsere Informationen?

Aus Zeitungen, Zeitschriften, dem Internet, Fernsehen& Radio.

Diese werden alle von Unternehmen betrieben/produziert welche zwangsläufig Gewinne erwirtschaften müssen, um handlungsfähig zu bleiben.

Und hier liegt der Hund begraben, wie man so schön sagt.

Denn Einnahmen erzielen diese Unternehmen auf 2 Arten: Durch Abonnenten/Konsumenten welche für ihre Produkte bezahlen und durch Werbung.

Und je mehr Leute auf die Artikel im Internet klicken, die Printmedien kaufen oder Zeit vor dem Bildschirm und dem Radio mit dem konsumieren der entsprechenden Sender verbringen, umso mehr können die Eigentümer für eine Werbeschaltung verlangen.

Die simple Konsequenz: Es wird nur über das berichtet, was die Konsumenten (vermeintlich) hören, sehen & lesen wollen.

Seriöse Medien bleiben hier wenigstens noch bei den Fakten (sofern es überprüfbare Fakten gibt), aber immer häufiger fällt es mir auch selbst auf, dass sich die moderne Berichterstattung Spekulationen hingibt, oder Sätze (höchstwahrscheinlich bewusst) so formuliert, dass sich den Konsumenten entsprechende Schlussfolgerungen geradezu aufdrängen.

Nun gibt es zwar Ansätze dem entgegenzusteuern (in Österreich z.B. durch den Presserat), aber ob dies auf Dauer ausreicht, sei dahingestellt.

Und mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz wird die Sache nicht einfacher.

Denn nun kann eine Person ohne Probleme auf Knopfdruck Texte generieren, mit der Vorgabe sie so zu formulieren, dass möglichst viele Leute besagte Texte hören oder lesen wollen.

Die Wahrheit könnte dabei zum zufälligen Randprodukt verkommen.

Der Preis den die Wahrheit hat, könnte man also durchaus berechnen, in dem man die Antwort auf folgende Frage findet: Wie groß ist der Unterschied bei den Einnahmen zwischen einem Artikel den die Leute lesen wollen (unabhängig vom Wahrheitsgehalt) und einem Artikel der sich ausschließlich (ohne Interpretation oder Andeutungen) an Fakten hält?

Und wer soll diesen Preis bezahlen?

Denn wenn niemand bereit ist, diesen Preis zu zahlen, wird die Wahrheit zunehmend zu einem Begriff im Wörterbuch, dessen Relevanz in den Nachrichten immer weiter schrumpft.

Etwas das wir uns (in einer Zeit von Fake-News) öfter mal bewusst machen sollten, wenn wir wieder einmal etwas lesen oder hören und uns ganz unreflektiert darüber empören wollen, ohne die Hintergründe und Fakten zu prüfen und zu hinterfragen.

Abschließend möchte ich noch auf ein kurzes Interview mit Denzel Washington hinweisen (siehe Links) welches mich dazu inspiriert hat, diesen Artikel zu schreiben, mit der Empfehlung es sich in Ruhe anzuhören und über seine Aussagen mal etwas länger nachzudenken.