EJÖ in Mauthausen 2024

Ein Rückblick auf unsere Fahrt zur internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen.

Es war für mich das erste Mal, dass ich an der internationalen Befreiungsfeier in Mauthausen teilgenommen habe, und -Achtung, Spoiler- das frühe Aufstehen hat sich wirklich gelohnt. Von Wien bis nach Mauthausen haben wir ungefähr zweieinhalb Stunden gebraucht. In Mauthausen hat sich unsere kleine Gruppe aufgeteilt: die, die den Gottesdienst besuchen wollten, sind in den Gottesdienst gegangen, und diejenigen, die beim Programm für all die verschiedenen Jugendorganisation dabei sein wollten, haben sich zum Steinbruch aufgemacht, so auch ich.

EJÖ Gruppe in Mauthausen

Im Steinbruch sind alle möglichen Jugendgruppen und -organisationen eingetroffen. Bis zum Beginn des Programms waren wir damit beschäftigt, die anderen Gruppierungen zu identifizieren. Es war beeindruckend, zu sehen, wie viele junge Menschen sich engagieren und wie viele verschiedene Gruppen es gibt. Da waren die katholische Jugend, die muslimische Jugend, VSStÖ, die roten Falken und soo viele mehr. Wir waren alle für dasselbe dort, und das hat man gespürt. Und das hat mir, obwohl wir an einem Ort waren, der mit unfassbar viel Leid verbunden ist, fast durchgehend ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Diese Solidarität, das Gemeinschaftsgefühl, die Werte, die man mit diesen fremden jungen Menschen teilt, das verbindet dann irgendwie einfach.

Nachdem wir gemeinsam die Todesstiege hinaufgegangen sind, haben wir uns langsam (mit Betonung auf „langsam“) in Richtung des internationalen Gedenkzugs begeben. Dass das alles so lange gedauert hat, war überhaupt kein Problem. Einige von uns haben sich mit den Pfadfinder:innen, andere mit den Jungen Linken connected, dann haben wir mal wieder ausgecheckt, welche Gruppen noch so da sind, es hat noch eine Rede von einem Mitglied der BJV gegeben, wir haben ein bisschen was gegessen,… Wir hatten also genug Beschäftigung.

Den Gedenkzug kann man sich auf dem YouTube- Kanal des Mauthausen Komitees anschauen. Jede Gruppe wurde erwähnt und vorgestellt. In dem Moment, in dem wir ganz vorne waren und gerade vorgestellt wurden, war ich viel zu aufgeregt (weil ich mich so wichtig gefühlt habe – es waren zwar noch 3000 andere junge Menschen da, die exakt dasselbe gemacht haben, wie ich, aber hey, ich hab mich trotzdem wichtig gefühlt), um Van der Bellen und weitere Politiker:innen wahrzunehmen. Erst im Nachhinein wurde mir durch einen Kollegen aus unserem EJÖ-Team bewusst, dass ich zwei Minuten zuvor direkt an Andreas Babler vorbeigegangen bin.

Der Moment, der mich am meisten überwältigt hat, kam aber ganz zum Schluss. Nachdem auch die letzte Jugendgruppe vorgestellt wurde (die sozialistische Jugend mit ihrem Meer aus roten Flaggen) sind wir alle zusammen, auch die Politiker:innen, gemeinsam zwischen den Baracken in Richtung Ausgang gegangen. Währenddessen hat das kleine Bläserorchester (oder wars eine Blasmusikkapelle? Ich kenn mich absolut nicht aus) das Moorsoldatenlied gespielt, welches ich bis dahin noch nicht gekannt habe. Aber als wir da so langsam alle zusammen rausmarschiert sind, Seite an Seite (Zuschauer und Nicht-Jugendgruppen vom internationalen Gedenkzug wie die „Omas gegen Rechts“ haben sich auch dazugesellt), mit diesem Lied im Hintergrund, zu dem vereinzelt Menschen mitgesungen haben, da hat mich für einen kurzen Moment dieses schwer zu beschreibende Gefühl überkommen, wo man kurz so überwältigt ist von einem Moment, dass man es im ganzen Körper spürt, und es einem grad nicht so vorkommt, als ob das alles real wäre. Im Nachhinein denke ich mir immer, das sind so Momente, in denen ich diese übermenschliche Macht Gottes so richtig in mir spüre.

Alleine für diese Solidarität, für die vielen Menschen, die mit denselben oder ähnlichen Hoffnungen für unsere Zukunft dorthin kommen und zeigen, wofür sie einstehen und dass sie zusammenhalten, dass man merkt, dass man mit seinen Träumen von einer Welt, in der einfach Frieden für alle herrscht und seiner Wut gegen diejenigen, die Hindernisse in den Weg zu diesem Ziel legen, nicht alleine ist, alleine für diese Dinge werde ich sicher wieder mitkommen. Und ich kann jedem empfehlen, das auch zu tun.

Sarkophag und Banner Mauthausen
Jugend in Mauthausen
EJÖ beim Blumen niederlegen