Geschichtsbewusst und zukunftsready - die EJÖ 2024

Die EJÖ braucht für vieles sehr lange. Manchen ist sie zu still und seltsam zurückgenommen, anderen zu laut und politisch profiliert.

Dass wir oftmals einen Mittelweg wählen, ist bereits ein Learning aus der Geschichte. Denn Schlagseite zu haben oder nur eine Meinung zuzulassen, hat in der Vergangenheit in der Gesellschaft und auch organisationsintern zu Verletzungen, Enttäuschungen und Misstrauen geführt.

Diversität bereichert Meinungsbildungsprozesse, macht sie aber natürlich auch komplizierter und im ersten Schritt unübersichtlicher.

Die Mühe jedoch lohnt sich für uns allemal!

Als Dachverband möchte die EJÖ daher realitätsnah und vorurteilsfrei ihre Flügel abbilden und repräsentieren.

Dabei setzen wir  – zusammen mit dem JuRÖ – auch eigene Akzente, um der Kirche und Gesellschaft, und natürlich nicht zuletzt auch uns selbst zu helfen, zukunftsready zu werden.

Es gibt allerdings nicht nur eine, in Stein gemeißelte Zukunft, sondern eine Vielzahl an Zukunftsszenarien und wir alle bestimmen durch unsere Entscheidungen in der Gegenwart mit, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen wird.

Die Bundesebene als Dachverband übernimmt daher auch politische Aufgaben für die EJ-Community – sowohl innerkirchlich, wie auch nach außen.

Auf Bundesebene erreichen uns beispielsweise mehrmals im Jahr Anfragen, ob und wie wir zu diesem oder jenem Thema Stellung beziehen und ob wir mit anderen Jugendorganisationen gemeinsam diesen oder jenen offenen Brief mitunterzeichnen würden.

Und auch uns selbst ist es wichtig im Sinne der Anwaltschaft für die Interessen der Kinder und Jugendlichen in Österreich, unsere Stimme zu bestimmten Themen – vom JuRÖ festgelegt – zu erheben.

Das bedeutet oft filigrane Abstimmungsprozesse innerhalb der Jugendleitung und mit der Diözesanebene.

Meinungsbildungs-Prozesse kosten stets viel Zeit, Geduld und Energie. Demokratie braucht einen langen Atem. Das merken wir organisationsintern jeden Tag.

Aber wir stellen uns diesen Prozessen gern, weil wir lieber viele Meinungen beteiligen und drei Feedback-Schleifen mehr drehen, als mit Einzelmeinungen vorzupreschen, die uns vermutlich lauter und präsenter machen würden in einer aufmerksamkeitsökomisch ausgerichteten Gesellschaft.

Extrempositionen werden dieser Tage tendenziell lauter gehört als Konsens-Haltungen. Das bekommen wir natürlich auch mit; und dem nicht nachzugeben für mehr Reichweite und Klicks und Aufmerksamkeit kostet Kraft und bedarf eines stabilen inneren Kompasses.

Diese Langsamkeit und auch Behutsamkeit machen unsere Stellungnahmen und Impulspapiere – so sind wir überzeugt – jedoch verlässlich und gerade durch unsere Mittelposition und die Grundhaltung der Kooperation und des Brückenbauens bieten wir einen Mehrwert für die Gesellschaft.

Das hört sich jetzt alles sehr hochtrabend und pathetisch an, bedeutet in der Praxis jedoch einfach, dass Stellungnahmen bei der EJÖ langsam, aber stetig vonstattengehen und wir stolz darauf sind, dass unsere Stellungnahmen mehrere Filter durchlaufen haben bevor wir sie mit der Öffentlichkeit teilen.

Vielleicht könnte das für uns alle ein Lernweg sein:

  • Weniger Meinungen pro Tag, dafür aber durchdachte und konsens-erarbeitete Impulse, wo sie im wahrsten Sinne des Wortes not-wendig sind.
  • Meinungen nicht, um sich in Szene zu setzen oder auf dem Markt zu positionieren, sondern um einen noch nicht bedachten Aspekt einfließen zu lassen oder eine oft überhörte Mittelposition zu stärken.

So kommen wir hoffentlich gemeinsam dem Reich Gottes näher und reden von dem, wovon uns als Christ:innen das Herz wirklich überfließt: Gottes großer und vorurteilsfreier Liebe zu allen Menschen dieser Erde. Denn Gottes frohe Botschaft ist offen für alle und doch klar in ihrer Grundausrichtung.

Demnach: „Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Sollte nun jemand behaupten: »Ich liebe Gott«, und dabei seinen Bruder oder seine Schwester hassen, dann ist er ein Lügner. Wenn er schon seine Geschwister nicht liebt, die er sehen kann, wie will er dann Gott lieben, den er nicht sieht? Vergesst nicht, dass Gott selbst uns aufgetragen hat: Wer Gott liebt, der muss auch seinen Bruder und seine Schwester lieben.“
(1. Johannes 4,19-21, HfA)