„Den eigenen Weg gehen!“ – Friedenstag der EJW

Betroffen sein – einen neuen Blickwinkel einnehmen – eigene Meinung bilden und diskutieren – fremden Kulturen begegnen und kennenlernen – Selbstwert stärken – Mut zum Handeln gewinnen – für den Frieden eintreten … dies und vieles mehr möchte der 34. Evangelische Friedenstag am 22.2.2024 Schüler:innen in Wien und Umgebung mit auf den Weg geben.

Diese in Österreich einzigartige Jugendveranstaltung hat eine lange Tradition und Geschichte. Seit 1988 findet der Friedenstag fast jährlich für Oberstufenschüler:innen in Wien in der evangelischen Auferstehungskirche statt. Der Friedenstag ist eine schulbezogene Veranstaltung und wird in Kooperation mit der ARGE Evangelische Religionslehrer:innen an AHS/BMHS veranstaltet. Dadurch wird 500 bis 700 Schüler:innen die Teilnahme am Friedenstag ermöglicht.

Mit Hilfe von Workshops, die aktuelle und lebensrelevante Themen der Jugendlichen aufgreifen und einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, soll Mut gemacht werden, verantwortungsbewusst zu handeln und sich für den Frieden und das Miteinander einzusetzen. Genauso wichtig ist es, einen sicheren Raum zu schaffen, um Fragen zu stellen, auf Augenhöhe zu diskutieren und gestärkt zu werden, den eigenen Weg zu gehen. DEN eigenen Weg zu gehen, der nicht der einfachste aber vielleicht der wichtigste ist, um in einer zukunftsfähigen Gesellschaft leben zu können.

In Zeiten von Kriegen, Diskriminierung, Anschlägen und Rassismus sind Veranstaltungen wie der Friedenstag wichtiger denn je. Ein Blick in die Nachrichten ruft Traurigkeit, Verzweiflung, Wut und Überforderung in mir hervor. Beim Friedenstag kommen rund 600 junge Erwachsene zusammen und ich kann nur vermuten, dass es ihnen an einigen Tagen ähnlich wie mir geht. Aber an diesem Tag sehen sie, dass sie nicht allein, sondern viele sind. Das macht Mut – Mut, dass zusammen etwas bewegt und verändert werden kann und muss, im Großen, wie auch Kleinem! Die Hoffnung ist, dass sie am Ende des Tages mit neuen Erkenntnissen und gestärktem Selbstwertgefühl nach Hause gehen und doch wissen, dass jede einzelne Person etwas bewegen kann, auch wenn es noch so klein ist.

Der Ablauf der Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren bewährt. Es wird gemeinsam mit Impulsen, einer Provokation und Musik gestartet. Danach beginnt die Workshopphase, hier dürfen die Schüler:innen ganz frei entscheiden, was sie gerade brauchen. Es wird immer versucht ein buntes Programm anzubieten und für jede:n etwas dabei zu haben. Heuer geht es rund um das Thema Widerstand, denn der Friedenstag findet am Todestag von Sophie Scholl statt. Der Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“ wird im Kino gezeigt und parallel wird es ein Gespräch mit einer Zeitzeugin in der Kirche geben. Aber auch Themen wie Sucht, Sexualpädagogik, (Rechts)Extremismus, Nachhaltigkeit, Tanz und Musik haben ihren berechtigten Platz an diesem Tag. Zum Abschluss wird ein Mini-Gottesdienst in der Kirche gefeiert, mit ermutigenden Worten von Jugendlichen selbst und der Möglichkeit ihre Wünsche zu äußern. Jugendliche werden oft nicht so gehört und gesehen, wie z. B. Erwachsene, dabei ist es auch ihre Zukunft und sie sollten mitbestimmen dürfen, wie sie aussieht. Daher ist es uns ebenso wichtig, dass junge Menschen bei dieser Veranstaltung mitwirken und zu Wort kommen.

Die Resonanz zum Friedenstag ist von allen Seiten sehr positiv. Die Schüler:innen kommen jedes Jahr gerne, da lebensrelevante Workshops in dieser Vielfalt meist keinen Platz im Alltag finden. Trotz sinkender Mitgliedszahlen in der Evangelischen Kirche ist der Friedenstag nach wie vor sehr, sehr gut besucht und das zeugt davon, dass er nach wie vor gebraucht wird. Die Zeitressource von jungen Menschen für außerschulische Bildung und das Interesse an Kirche wird immer geringer, die Prioritäten verschieben sich. Aber aktuelle Themen, die Chance, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, sind ihnen wichtig und das zeichnet den Friedenstag aus.