Papst Leo XIV hat sein Pontifikat im Zeichen einer klaren Kontinuität zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog begonnen. Bereits zu seiner Amtseinführung betonte er, dass er den von seinen Vorgängern eingeschlagenen Weg fortsetzen wolle, insbesondere das Engagement für die universelle Geschwisterlichkeit, die synodale Praxis und die sichtbare Einheit der Christ:innen. Das Jubiläumsjahr des Konzils von Nicäa von 325 bietet für ihn einen historischen Bezugspunkt: Die Festlegung des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses zeige, dass Einheit trotz theologischer Differenzen möglich ist, und bilde die Grundlage für heutige ökumenische Bemühungen.
Im Dialog mit christlichen Kirchen verfolgt Leo XIV sowohl Kontinuität als auch praktische Annäherung. Bei seinem Treffen mit Vertretern des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel im Juni 2025 unterstrich er die Bedeutung der jahrzehntelangen Annäherung zwischen Katholik:innen und Orthodoxen und setzte sich für die Wiederherstellung der vollen sichtbaren Gemeinschaft ein. Die Gespräche mit Metropolit Antonij von Wolokolamsk von der Russisch-Orthodoxen Kirche verdeutlichten zudem, dass Ökumene auch in Zeiten politischer Spannungen, wie dem Krieg in der Ukraine, relevant bleibt. Der Papst betont, dass Geduld, gegenseitiger Respekt und das offene Ohr für Gespräche und Verhandlungen entscheidend seien.
Auch der Dialog mit den protestantischen Kirchen erhält besondere Aufmerksamkeit. Das historische ökumenische Gebet mit König Charles III. und Königin Camilla im Oktober 2025, bei dem Vertreter der anglikanischen Church of England und der presbyterianischen Church of Scotland teilnahmen, zeigte, dass jahrhundertealte Trennungen durch gemeinsames Gebet, Liturgie und symbolische Gesten überbrückt werden können. Papst Leo XIV hebt hervor, dass ökumenische Begegnungen nicht nur theologischen Austausch bedeuten, sondern auch gemeinsame Verantwortung für weltliche Anliegen wie Frieden, Umwelt und soziale Gerechtigkeit – Themen, die bekanntermaßen auch Charles seit Jahrzehnten beschäftigen.
Der interreligiöse Dialog erstreckt sich ebenso auf das Judentum und den Islam. Bereits zu Beginn seines Pontifikats richtete sich Leo XIV ausdrücklich an jüdische und muslimische Vertreter und betonte die besondere Beziehung zum Judentum sowie die Bedeutung gegenseitigen Respekts mit Muslim:innen. Das Treffen mit Richter Mohamed Abdelsalam vom Muslimischen Rat der Ältesten verdeutlichte, dass der Papst interreligiösen Dialog als Instrument zur Förderung von Frieden und menschlicher Geschwisterlichkeit versteht. Dabei steht nicht nur der theologische Austausch im Vordergrund, sondern konkrete Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler Herausforderungen.
Themen wie Frieden, Gerechtigkeit, Umwelt und Zukunftssicherung prägen die Agenda seines Dialogs. Anlässlich der Ökumenischen Woche 2025 in Stockholm erinnerte er an die historische Stockholmer Konferenz von 1925, auf der protestantische, anglikanische und orthodoxe Vertreter zusammengekommen waren, und rief die Christ:innen dazu auf, „Werkzeuge der Versöhnung“ zu sein: Trennung mit Mut zu begegnen, Gleichgültigkeit mit Mitgefühl zu überwinden und Heilung zu stiften, wo Verletzungen bestehen.
„Obwohl die katholische Kirche bei diesem ersten Treffen nicht vertreten war, kann ich mit Demut und Freude bekräftigen, dass wir heute als gemeinsame Jünger Christi an Ihrer Seite stehen und dabei erkennen, dass das, was uns verbindet, weit größer ist als das, was uns trennt.“
Mit der Unterzeichnung der neuen Charta Oecumenica in Rom zeigte Leo XIV, dass der ökumenische Weg in Europa auf langfristige Zusammenarbeit, gegenseitiges Zuhören und gemeinsames Handeln setzt – auch angesichts neuer kultureller und religiöser Realitäten.
Leo XIV verfolgt einen klaren Pfad: Ökumene und interreligiöser Dialog sind für ihn kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer Verantwortung für die Weltgemeinschaft. Die sichtbare Einheit der Christ:inen soll durch praktische Taten, gemeinsames Gebet und gemeinsame Initiativen erfahrbar werden. Gleichzeitig will er die Beziehungen zu anderen Religionen vertiefen, um gemeinsam Zeichen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu setzen. In diesem Sinne verbindet sein Pontifikat historische Kontinuität mit aktuellem Engagement, wobei der Blick stets auf eine hoffnungsvolle, versöhnte Zukunft gerichtet bleibt.
Quellen:
https://www.vatican.va/content/leo-xiv/en/speeches/2025/may/documents/20250519-altre-religioni.html, [21.11.2025].
https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2025-06/pope-leo-xiv-ecumenical-delegation-patriarchate-constantinople.html, [21.11.2025].
https://www.reuters.com/world/pope-leo-discusses-war-ukraine-with-russian-orthodox-church-official-2025-07-26/, [21.11.2025].
https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/messages/pont-messages/2025/documents/20250822-messaggio-stoccolma.html, [21.11.2025].
https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2025-08/pope-leo-xiv-mohamed-abdelsalam-interfaith-dialogue.html, [21.11.2025].
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-10/sixtina-okumene-gebet-britischen-royals-beten-mit-papst-xiv.html, [21.11.2025].
https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2025-11/pope-leo-xiv-european-bishops-ccee-cec-ecumenism-gospel.html, [21.11.2025].
Bilder:
https://pixabay.com/photos/the-vatican-dove-of-peace-vatican-528482/, [21.11.2025].
https://pixabay.com/photos/monument-statue-cathedral-church-7631746/, [21.11.2025].


